Ist schon eine
Weile her als ich hier das letzte Mal direkt ein paar Biere und deren
Brauereien besprochen habe. Deshalb will ich hier mal meine Bier Highlights aus
dem ersten Quartal 2017 vorstellen. Da sind mir nämlich einige grossartige
Gebräue untergekommen.
Anfangen
möchte ich mit Vertretern des Styles, der mir vor allem im Laufe des letzten
Jahres ans Herz gewachsen ist, nämlich Kaltgehopfte Lager Biere. Untergäriges
Bier ist ja traditionell in Zentraleuropa verwurzelt und da sehe ich auch die
grosse Chance der hiesigen Craft Brauer. Da ja die Amerikaner die klassischen
englischen Ales „entstaubt“ und modernisiert haben, können die Mitteleuropäer
das jetzt mit ihren hellen Lagerbieren machen. Sie sollten diesen Stilen wieder
Charakter verpassen (ok, auch da sind die Amerikaner bereits gut im Geschäft).
Allerdings habe ich festgestellt, das in der Regel dann das Beste herauskommt,
wenn alteingesessene Mittelstands-Brauer, mit viel Erfahrung, mit Grün- bzw.
Kalthopfung Arbeiten. Lagerbier brauen ist anspruchsvoll und verzeiht nicht einfach
Fehler. Daher ist es Grundsätzlich von Vorteil wenn man sein Handwerk als
Brauer versteht. Wenn man dazu noch innovativ und vielleicht auch ein bisschen
mutig ist, dann kommen exzellente Biere heraus. Zwei Brauer und ihre Kreationen
möchte ich hier vorstellen:
- Nittenauer Brauhaus. Eine Bayrische Traditionsbrauerei seit 1762. Hat sicher schon immer super und qualitativ hochwertige Biere für die Region produziert aber seit die jüngste Generation in Person von Sebastian Jakob als Braumeister mitmischt passiert auch kreatives und Innovation. Hervorheben möchte ich hier die „Hopfenkreuzfahrt“. Dabei wird ein und derselbe Grundsud (Lager mit 16,8% Stammwürze, Vorderwürze- und Whirlpoolhopfung mit Mosaik, 7.5% ABV / 45 IBU) mit 4 verschieden Hopfensorten kaltgehopft:
- Five O'Clock mit Bramling Cross aus Englang
- Uncle Sam mit Amarillo aus Seattle
- Bier Royal mit Hüll Melon aus der Hallertau
- Boomerang Vic Secret aus Neuseeland
- Weisenhoher Klosterbrauerei. Jahrhunderte alte Klosterbrauerei aus Franken. Seit 1827 in Familienbesitz, wird sie heute von Urban Winkler geführt. Auch hier immer schon hochwertige Biere für die Region. Hervorheben möchte ich aber die Serie Green Monkey. Als Grundsud wird hier ein Pilsner mit 13.4% Stammwürze (5.8% ABV) und einer Hopfengabe mit Smaragd, Perle, Select und Tradition verwendet. Während der Lagerung werden diese dann jeweils mit einem von 3 verschiedenen hopfen kaltgehopft (gestopft):
- Green Monkey mit Polaris
- Green Monkey mit Mandarina Bavaria
- Green Monkey mit Hersbrucker Gebirgshopfen
- Eine Kollaboration von Brewdog und Cloudwater namens New England IPA. (6.8% ABV / 30 IBU). New England IPA ist der IPA „Sub-Stil“ der Stunde! Wird unter anderem auch Vermont IPA, Northeastern IPA, Hazy IPA oder East Coast IPA genannt. Hat bisher noch nicht offiziell die Aufnahme in die grossen Style Guides (BJCP und WBC sind da eigentlich die beiden führenden) gefunden, wird sich aber sicher bald ändern. Was zeichnet ein NEIPA denn nun aus? Es ist extrem fruchtig aber nicht so bitter. Das kommt daher, weil die Hopfengaben frühestens im Whirlpool (am Ende des Würze Kochens) gegeben werden. Dabei werden Aroma bzw. Flavor Hopfen und ehr keine Bitterhopfen verwendet. Durch die späte Hopfengabe werden auch ehr die ätherischen Öle und weniger die Alphasäuren (für die Bitterness verantwortlich) aus dem Hopfen gelöst. Diese Biere sind sehr trübe (hazy). Da spielt auch eine Rolle, dass man Protein haltige Getreide wie z.B. Hafer zum Brauen mit verwendet. Als Ur-typ gilt da das Heady Topper von der Brauerei The Alchemist aus Vermont / USA. Das ist eines der best-rated IPA’s auf Ratebeer ever. Ich hatte mal das Vergnügen eines zu probieren. Absoluter Wahnsinn! Brauerei Trillium aus Boston oder auch die Tree House Brewing aus Massachusetts sind heute berühmt für diese Art Biere. In Europa begegnet es einem noch nicht so häufig (wird aber kommen, bin ich mir sicher), deshalb musst ich natürlich zuschlagen als das Brewdog vs. Cloudwater NEIPA auf den Markt kam. Das Zeug ist der Hammer. Extreme tropische Fruchtbombe. Total geil!
- Brewdog Born To Die 17.03.2017 (Imperial IPA, 9.5% ABV / 100 IBU). Bei der Born to Die Serie produziert Brewdog kleine Chargen eines Bieres welche an einem ganz bestimmten Datum den optimalen Geschmack haben sollen. Besser werden sie danach nimmer. Dazu muss man wissen, dass vor allem stark gehopfte Biere frisch getrunken werden sollten. Der Hopfen (vor allem die Fruchtnoten) bauen relativ schnell ab und irgendwann dominiert nur noch bittere. Dieses Born to Die ist eines der besten Imperial IPA’s die ich je hatte! Bittere und Frucht als auch der hohe Alkohol Gehalt harmonieren exzellent miteinander. Aber eben die Tatsache, dass ich es am optimalsten Tag (17.03.2017) getrunken habe, macht es wohl erst zu einem der besten IPA’s die ich je hatte. Ich bin sicher, wenn man es drei Monate später getrunken hätte, wäre es nicht annähernd so ein Erlebnis gewesen. Also Augen auf und zuschlagen wenn’s die nächste Born to Die Serie gibt.
- Brewdog Elvis Juice (IPA, 6.5% ABV / 40 IBU). Wurde 2016 ins ständige Portfolio der Brauerei aufgenommen, ich hatte aber erst 2017 die Gelegenheit es zu verkosten. Elvis Juice ist ein mit Grapefruit Schalen gewürztes American IPA, das heisst, die Citrus Noten, für welche der Hopfen sorgt, werden durch diese Massnahme gut unterstützt. Herausgekommen ist ein sehr Citrus lastiges IPA. Ich mag sowas sehr gerne und finde dieses hier äusserst gelungen! Absolut zu empfehlen.
Auch geil: Schneider Aventinus Tap 6 (Weizen Bock, 8.2% ABV / 16 IBU). Auch dieses Bier ist sehr hoch bewertet und momentan Platz 2 im Weizen Bock ranking bei Ratebeer.com. Das Bier ist schon länger auf dem Markt und relativ leicht zu beschaffen. Ich kenne (und schätze) es schon etliche Jahre. Warum ist es also in meinem Best off Q1/17? Weil ich dieses Bier 3 Jahre eingekellert und nun erstmalig geöffnet habe. Da das Bier mild gehopft und Flaschen vergoren ist und 8.2% ABV hat, eignet es sich ideal zum Lagern. Vor allem wird es eben dadurch noch besser, runder, weicher. Also kauft euch ein paar Flaschen und lagert Sie ein, in ein paar Jahren ist die Freude garantiert. Achja, es gibt auch noch eine Eisbock Variante davon. Die ist auch super. Die hab ich auch eingelagert. Lass ich aber noch ein wenig stehen.
Erwähnen muss ich hier auch Emma (Biere ohne Bart) Zapotopaz (American Strong Ale, 8.2% ABV). Auf die Brauerin (Emma) wurde ich erstmalig auf dem Freiburger Craftival 2016 aufmerksam (habe hier im Blog auch was dazu geposted). Damals war es ihr „Erstlingswerk“ Kuckuck Rot und ich kam zu dem Schluss, von der Frau bzw. ihren Bieren werden wir noch mehr hören. So ist es jetzt nicht verwunderlich das ihr Zapotopaz ein super Winter warmer geworden ist. Neben etwas Simcoe ist vor allem mit Topaz, einem traditionellem australischen Hopfen, gearbeitet worden. Das gibt ein schönes, Facetten reiches Geschmackerlebnis. Auch dieses Bier wurde bei Rogg in Lenzkirch gemacht und wie schon bei Freiburger Brau Kollektiv führt die Kombi aus traditionellem Handwerks Knowhow gepaart mit der Innovation von „Jung-Brauern“, zu bemerkenswerten Bieren. Wird spannend sein, wie es mit Emma weitergeht.
Last but not least: Harpoon Czernobog (Imperial Russian Stout, 10% ABV / 70 IBU), ein ganz besonderes Leckerchen! Die Harpoon Brewerie befindet sich in Boston und wurde 1986 gegründet. Sie ist eine Mittelgrosse unter den Amerikanischen Craftbrauereien und liefert allgemein immer ganz gute Biere. Dieses hier habe ich 2014 von einem US Trip mitgenommen und dann in meinem Keller Aufbewahrt. Jetzt war es soweit, es mir an einem schönen, kalten Winterabend reinzupfeiffen. Ich war begeistert! Schöne, wärmende alkoholische Note. Irgendwie nussig und natürlich nach stark geröstetem Espresso schmeckend. Tief Schwarz! Leider war es nur ein Sondersud, es gibt das Bier also nicht mehr. Zwar Schade, aber es gibt ja ständig was Neues zu entdecken. Ich bin gespannt.
In diesem Sinne
Euer hophead