Monday, April 3, 2017

Best Off aus dem ersten Quartal 2017

Ist schon eine Weile her als ich hier das letzte Mal direkt ein paar Biere und deren Brauereien besprochen habe. Deshalb will ich hier mal meine Bier Highlights aus dem ersten Quartal 2017 vorstellen. Da sind mir nämlich einige grossartige Gebräue untergekommen.
Anfangen möchte ich mit Vertretern des Styles, der mir vor allem im Laufe des letzten Jahres ans Herz gewachsen ist, nämlich Kaltgehopfte Lager Biere. Untergäriges Bier ist ja traditionell in Zentraleuropa verwurzelt und da sehe ich auch die grosse Chance der hiesigen Craft Brauer. Da ja die Amerikaner die klassischen englischen Ales „entstaubt“ und modernisiert haben, können die Mitteleuropäer das jetzt mit ihren hellen Lagerbieren machen. Sie sollten diesen Stilen wieder Charakter verpassen (ok, auch da sind die Amerikaner bereits gut im Geschäft). Allerdings habe ich festgestellt, das in der Regel dann das Beste herauskommt, wenn alteingesessene Mittelstands-Brauer, mit viel Erfahrung, mit Grün- bzw. Kalthopfung Arbeiten. Lagerbier brauen ist anspruchsvoll und verzeiht nicht einfach Fehler. Daher ist es Grundsätzlich von Vorteil wenn man sein Handwerk als Brauer versteht. Wenn man dazu noch innovativ und vielleicht auch ein bisschen mutig ist, dann kommen exzellente Biere heraus. Zwei Brauer und ihre Kreationen möchte ich hier vorstellen:
  • Nittenauer Brauhaus. Eine Bayrische Traditionsbrauerei seit 1762. Hat sicher schon immer super und qualitativ hochwertige Biere für die Region produziert aber seit die jüngste Generation in Person von Sebastian Jakob als Braumeister mitmischt passiert auch kreatives und Innovation. Hervorheben möchte ich hier die „Hopfenkreuzfahrt“. Dabei wird ein und derselbe Grundsud (Lager mit 16,8% Stammwürze, Vorderwürze- und Whirlpoolhopfung mit Mosaik, 7.5% ABV / 45 IBU) mit 4 verschieden Hopfensorten kaltgehopft:
    • Five O'Clock mit Bramling Cross aus Englang
    • Uncle Sam mit Amarillo aus Seattle
    • Bier Royal mit Hüll Melon aus der Hallertau
    • Boomerang  Vic Secret aus Neuseeland
--> Absoluter Traum das Zeug. Fruchtiges Lager mit hoher drinkability. Respekt.
  • Weisenhoher Klosterbrauerei. Jahrhunderte alte Klosterbrauerei aus Franken. Seit 1827 in Familienbesitz, wird sie heute von Urban Winkler geführt. Auch hier immer schon hochwertige Biere für die Region. Hervorheben möchte ich aber die Serie Green Monkey. Als Grundsud wird hier ein Pilsner mit 13.4% Stammwürze (5.8% ABV) und einer Hopfengabe mit Smaragd, Perle, Select und Tradition verwendet. Während der Lagerung werden diese dann jeweils mit einem von 3 verschiedenen hopfen kaltgehopft (gestopft):
    • Green Monkey mit Polaris
    • Green Monkey mit Mandarina Bavaria
    • Green Monkey mit Hersbrucker Gebirgshopfen
--> Die Biere sind Bioland zertifiziert und absolut super. Auch hier wieder sehr facettenreich bei hoher drinkabilty. Weiter so!

Bei den nächsten drei „neu“ Entdeckungen handelt es sich um Biere einer der kreativsten und innovativsten Brauereien Europas: Brewdog! Denke mal, die Brauerei brauch ich hier nicht genauer beschreiben, da sie einerseits den meisten sowieso schon bekannt sein wird und andererseits habe ich hier auch schon so einiges über sie gepostet. Ist wohl kein Geheimnis das sie zu meinen Lieblingsbrauereien gehört. Im ersten Quartal 2017 bin ich über drei Biere gestolpert, die ich als ausgewöhnlich bezeichnen würde:
  • Eine Kollaboration von Brewdog und Cloudwater namens New England IPA. (6.8% ABV / 30 IBU). New England IPA ist der IPA „Sub-Stil“ der Stunde! Wird unter anderem auch Vermont IPA, Northeastern IPA, Hazy IPA oder East Coast IPA genannt. Hat bisher noch nicht offiziell die Aufnahme in die grossen Style Guides (BJCP und WBC sind da eigentlich die beiden führenden) gefunden, wird sich aber sicher bald ändern. Was zeichnet ein NEIPA denn nun aus? Es ist extrem fruchtig aber nicht so bitter. Das kommt daher, weil die Hopfengaben frühestens im Whirlpool (am Ende des Würze Kochens)  gegeben werden. Dabei werden Aroma bzw. Flavor Hopfen und ehr keine Bitterhopfen verwendet. Durch die späte Hopfengabe werden auch ehr die ätherischen Öle und weniger die Alphasäuren (für die Bitterness verantwortlich) aus dem Hopfen gelöst. Diese Biere sind sehr trübe (hazy). Da spielt auch eine Rolle, dass man Protein haltige Getreide wie z.B. Hafer zum Brauen mit verwendet. Als Ur-typ gilt da das Heady Topper von der Brauerei The Alchemist aus Vermont / USA. Das ist eines der best-rated IPA’s auf Ratebeer ever. Ich hatte mal das Vergnügen eines zu probieren. Absoluter Wahnsinn! Brauerei Trillium aus Boston oder auch die Tree House Brewing aus Massachusetts sind heute berühmt für diese Art Biere. In Europa begegnet es einem noch nicht so häufig (wird aber kommen, bin ich mir sicher), deshalb musst ich natürlich zuschlagen als das Brewdog vs. Cloudwater NEIPA auf den Markt kam. Das Zeug ist der Hammer. Extreme tropische Fruchtbombe. Total geil!
  • Brewdog Born To Die 17.03.2017 (Imperial IPA, 9.5% ABV / 100 IBU). Bei der Born to Die Serie produziert Brewdog kleine Chargen eines Bieres welche an einem ganz bestimmten Datum den optimalen Geschmack haben sollen. Besser werden sie danach nimmer. Dazu muss man wissen, dass vor allem stark gehopfte Biere frisch getrunken werden sollten. Der Hopfen (vor allem die Fruchtnoten) bauen relativ schnell ab und irgendwann dominiert nur noch bittere. Dieses Born to Die ist eines der besten Imperial IPA’s die ich je hatte! Bittere und Frucht als auch der hohe Alkohol Gehalt harmonieren exzellent miteinander. Aber eben die Tatsache, dass ich es am optimalsten Tag (17.03.2017) getrunken habe, macht es wohl erst zu einem der besten IPA’s die ich je hatte. Ich bin sicher, wenn man es drei Monate später getrunken hätte, wäre es nicht annähernd so ein Erlebnis gewesen. Also Augen auf und zuschlagen wenn’s die nächste Born to Die Serie gibt.
  • Brewdog Elvis Juice (IPA, 6.5% ABV / 40 IBU). Wurde 2016 ins ständige Portfolio der Brauerei aufgenommen, ich hatte aber erst 2017 die Gelegenheit es zu verkosten. Elvis Juice ist ein mit Grapefruit Schalen gewürztes American IPA, das heisst, die Citrus Noten, für welche der Hopfen sorgt, werden durch diese Massnahme gut unterstützt. Herausgekommen ist ein sehr Citrus lastiges IPA. Ich mag sowas sehr gerne und finde dieses hier äusserst gelungen! Absolut zu empfehlen.
Als nächstes ein absoluter Klassiker aus Belgien: Westvleteren 12 (XII) (Quadrupel, 10.2% ABV). Hierbei handelt es sich um ein Belgisches Kloster Bier. Es wird in der Trappistenabtei Sankt Sixtus in Vleteren (Westflandern) gebraut. In Belgien gibt es 6 Trappistenklöster die Bier produzieren. Sankt Sixtus braut dabei die geringste Menge und die Biere können offiziell nur vor Ort im Kloster bezogen werden. Dazu muss man sich telefonisch anmelden, sein Auto Kennzeichen angeben und bekommt dann einen Tag zugeteilt an dem man seine bis maximal 2 Kisten Bier abholen kann. Diese „Verknappung“ ist sicher ein Grund warum in der Szene ein riesen Hype um das Gebräu gemacht wird. Bei Ratebeer.com ist es eines der Best bewerteten Biere aller Zeiten, eigentlich immer unter den Top 3. Allerdings mit fast 4000 Ratings auch äusserst repräsentativ. Die anderen in den Top 10 haben weniger als 1000 in der Regel sogar weniger als 500 Ratings. Trappisten Biere (Dubble, Tripel und Quadrupel) sind schwere, sehr süssliche, alkoholreiche Biere. Sie haben Noten von Schokolade aber auch trocken Früchte etc. Ich hatte nun das allererste mal die Gelegenheit ein Westvleteren Bier zu trinken (wie bereits erwähnt, sau schwer zu kriegen) und hatte mich ja schon innerlich auf eine Enttäuschung eingestellt (schliesslich ist es laut ratebeer.com das beste Bier der Welt…und dem Titel kann ja eigentlich kein Bier standhalten). Aber ich muss sagen, es ist doch etwas ganz besonderes und vor allem innerhalb seines Stils unschlagbar. Es ist sehr komplex und vereint unterschiedlichste Geschmacksrichtungen sehr harmonisch miteinander. Dabei hat es eine unglaublich hohe drinkability die man so einen Gebräu gar nicht zutrauen würde. Die hohe Bewertung hat sicher ein Stück weit seine Berechtigung! Wenn man also die Möglichkeit hat, es zu probieren, unbedingt mitnehmen!
Auch geil: Schneider Aventinus Tap 6 (Weizen Bock, 8.2% ABV / 16 IBU). Auch dieses Bier ist sehr hoch bewertet und momentan Platz 2 im Weizen Bock ranking bei Ratebeer.com. Das Bier ist schon länger auf dem Markt und relativ leicht zu beschaffen. Ich kenne (und schätze) es schon etliche Jahre. Warum ist es also in meinem Best off Q1/17? Weil ich dieses Bier 3 Jahre eingekellert und nun erstmalig geöffnet habe. Da das Bier mild gehopft und Flaschen vergoren ist und 8.2% ABV hat, eignet es sich ideal zum Lagern. Vor allem wird es eben dadurch noch besser, runder, weicher. Also kauft euch ein paar Flaschen und lagert Sie ein, in ein paar Jahren ist die Freude garantiert. Achja, es gibt auch noch eine Eisbock Variante davon. Die ist auch super. Die hab ich auch eingelagert. Lass ich aber noch ein wenig stehen.
Erwähnen muss ich hier auch Emma (Biere ohne Bart) Zapotopaz (American Strong Ale, 8.2% ABV). Auf die Brauerin (Emma) wurde ich erstmalig auf dem Freiburger Craftival 2016 aufmerksam (habe hier im Blog auch was dazu geposted). Damals war es ihr „Erstlingswerk“ Kuckuck Rot und ich kam zu dem Schluss, von der Frau bzw. ihren Bieren werden wir noch mehr hören. So ist es jetzt nicht verwunderlich das ihr Zapotopaz ein super Winter warmer geworden ist. Neben etwas Simcoe ist vor allem mit Topaz, einem traditionellem australischen Hopfen, gearbeitet worden. Das gibt ein schönes, Facetten reiches Geschmackerlebnis. Auch dieses Bier wurde bei Rogg in Lenzkirch gemacht und wie schon bei Freiburger Brau Kollektiv führt die Kombi aus traditionellem Handwerks Knowhow gepaart mit der Innovation von „Jung-Brauern“, zu bemerkenswerten Bieren. Wird spannend sein, wie es mit Emma weitergeht.
Last but not least: Harpoon Czernobog (Imperial Russian Stout, 10% ABV / 70 IBU), ein ganz besonderes Leckerchen! Die Harpoon Brewerie befindet sich in Boston und wurde 1986 gegründet. Sie ist eine Mittelgrosse unter den Amerikanischen Craftbrauereien und liefert allgemein immer ganz gute Biere. Dieses hier habe ich 2014 von einem US Trip mitgenommen und dann in meinem Keller Aufbewahrt. Jetzt war es soweit, es mir an einem schönen, kalten Winterabend reinzupfeiffen. Ich war begeistert! Schöne, wärmende alkoholische Note. Irgendwie nussig und natürlich nach stark geröstetem Espresso schmeckend. Tief Schwarz! Leider war es nur ein Sondersud, es gibt das Bier also nicht mehr. Zwar Schade, aber es gibt ja ständig was Neues zu entdecken. Ich bin gespannt.
In diesem Sinne


Euer hophead

Thursday, January 19, 2017

Kölsch vs. Alt

Seit vielen Jahren vertrete ich gegenüber „Fernsehbier“ Trinkern die These, dass es für sie eigentlich wurscht ist, welches Bier sie trinken. Die wenigsten Menschen können in einer Blindverkostung einen Unterschied zwischen den üblichen Verdächtigen rausschmecken (nenne mal als Beispiel  Krombacher, Warsteiner, Bitburger und Becks). Ohne es jemals wirklich überprüft zu haben, denke ich, dies gilt ebenfalls für Bayrisch Hell. Biere wie z.B. Augustiner, Ayinger, Tegernseer, etc. sind ebenfalls extrem schwer zu unterscheiden. Wie eigentlich alle hellen „Durchnitts“ Lager Stile die so in Deutschland produziert werden. Da sind sicher sehr viele exzellent gemacht und auch sehr anspruchsvoll zu brauen, aber ohne Frage, sie besitzen kein komplexen Geschmacks Profil oder eine individuelle Charakteristik.
Warum glauben aber die meisten Bier Trinker, sie könnten es auseinander halten? Warum schwört der eine auf Krombacher und der andere auf Becks? Weil das Marketing ihnen etwas suggeriert mit dem sich der Konsument identifiziert. Warsteiner is das einzig Wahre, durch Krombacher saufen rettet man den Regenwald, Fussball Fans kloppen sich Bitburger in den Kopp und der Durst nach der grossen weiten Welt lässt sich mit Becks bestens stillen. So findet jeder seinen Platz. Auch spielt die Optik (Logo, Etikettierung, Flasche, Kasten) eine wichtige Rolle. Ebenfalls auch  regionale Gründe wie Heimatverbundenheit. Die einzig konsequenten unter den Wirkungstrinkern sind die Oettinger Kunden. Denn die sparen einen Haufen Geld gegenüber den anderen bei gleichem Effekt: Durst löschen und strack werden („wirkungstrinken“).
Wie bereits eingangs erwähnt, bin ich seit Jahren davon überzeugt und verwickle mich regelmässig in Diskussionen mit „Wirkungstrinkern“, die glauben es auseinander halten zu können. Neulich aber bin ich auf etwas gestossen, das hat selbst mich verblüfft und damit hätte ich nicht gerechnet! An der Hochschule Düsseldorf wurde ein Experiment mit 50 Düsseldorfern und 50 Kölnern durchgeführt. Die Probanden waren alles Männer im Alter von 35-65 Jahren. In einer Blindverkostung ging es unter anderem darum, die probierten Biere dem Stil Kölsch oder Alt zuzuordnen. Dabei war die Trefferquote bei nur 55% was in etwa dem Niveau des Zufalls entspricht. Das heisst tatsächlich, die meisten Bier Trinker können das nicht auseinander halten! Damit hätte ich nicht gerechnet. Zudem wurde auch noch die die jeweilige Präferenz abgefragt und das Ergebnis war sowohl bei den Kölnern wie auch den Düsseldorfern ca. 50:50. Der gleiche Test wurde dann nochmals offen mit neuen Probanden durchgeführt und man höre und staune: hier verschoben sich die Präferenzen zugunsten des Heimatbieres auf 78:22. 
Mich hat es natürlich gleich gejuckt: kann ich das auseinander halten? Also hab ich mir Alt und Kölsch besorgt und mir blind vorsetzen lassen. Die Antwort ist: Ja, ich konnte es richtig zuordnen und habe auch den Geschmacksunterschied als relativ gross empfunden. Alt enthält mehr Bitter Hopfen und weniger Aroma Hopfen als Kölsch und es wird  dunkles Cara Malz verwendet (bei Kölsch dafür helles Cara). Ansonsten sind beide sehr ähnlich, basieren primär auf Pilsner Malz, bekommen die gleichen Hopfen Sorten und es wird auch der gleiche typ Hefe verwendet. Aber es reicht meiner Meinung nach um einen merklichen Geschmacksunterschied zu ergeben. Alt schmeckt bitterer (herber) und enthält Röstaromen, Kölsch ist milder und fruchtiger. Nun bin ich natürlich entsprechend trainiert, da ich ja seit vielen Jahren die unterschiedlichsten Biere probiere. Also hab ich auf die schnelle ein befreundetes Paar gefragt ob sie den Blind Test ebenfalls durchführen könnten. Er ist Bier Trinker aber eben fokussiert auf pale Lagers (am liebsten mild gehopft), trinkt aber auch sehr gerne Kölsch. Sie trinkt eigentlich gar kein Bier.  Beide haben es nicht geschafft richtig zuzuordnen.
Das ist bemerkenswert! Dieses ganze gefrotzel bzw. entweder/oder Scheiss zwischen Kölsch und Alt basiert also im grossen und ganzen nur auf einem regionalem Zugehörigkeits Gefühl und hat absolut nicht mit Geschmack zu tun (ich hab immer schon Kölsch und Alt gemocht). Ausserdem wird dann wohl die grosse Mehrheit auch keinen Unterschied zwischen Pils, Export und Hellem feststellen können. Das erklärt dann auch warum man „ein Bier trinken geht“ da es für die Mehrheit völlig bums ist was der Wirt am Hahn hat, solange es als Bier identifizierbar ist. Das wiederum is ja eigentlich nix neues!
In diesem Sinne

Eurer hophead

Wednesday, December 14, 2016

Pilsner II

Einer meiner ersten Blog Posts trug den Titel „Pilsner“.  Den schrieb ich zu einer Zeit als ich gerade angefangen habe Pilsner wieder zu entdecken. Bis vor nicht allzu langer Zeit war ich eigentlich der Meinung, gar kein Pilsner zu mögen. Irgendwie ist mir das schon über 20 Jahre zu eindimensional Bitter oder, wenn man an die grossen Fernsehbiere denkt, zu Langweilig. Dieses Jahr allerdings habe ich mich stark mit dem Thema Pilsner (und im Allgemeinen mit modernen Lager Bieren) auseinander gesetzt. Die Erkenntnis ist, dass ich mich komplett von Einstellung Pilsner nicht zu mögen, verabschiedet habe. Das Gegenteil ist der Fall. Jetzt liebe ich Pilsner (und moderne, charaktervolle Lagerbiere)!
Seit ich im trinkfähigen Alter bin (seit gut 30 Jahren), ist mir eigentlich bewusst, das Pilsner das Bier ist, das die Welt erobert hat und somit auch der dominierende Style. Dieses trockene, hopfenreiche Gebräu startete in den 1840ern den Siegeszug von Böhmen aus in die grosse weite Welt. Gegen die damals üblichen dunklen Ales (und Lager) muss das eine Offenbarung gewesen sein. Über die Zeit entwickelten sich dann neben den tschechischen Pilsner verschiedenste Unterarten: Deutsche Pilsner  (im Norden andere als im Süden), süssere Pilsner in Lateinamerika und  leichte Pilsner in Nordamerika, die auch in Asien sehr beliebt sind. In der Moderne entwickelten sich die Pilsner dann zu einem auf den Massen Markt zugeschnittenes Produkt, auch „Fernsehbiere“ genannt.  Charakterlos aber mit hoher drinkabilty eignen sie sich perfekt zum Durst löschen und besaufen. Eine geschmackliche Offenbarung sind sie längst nicht mehr. Die allermeisten heute als „Pils“ bezeichneten Biere haben mit dem Stil Pilsner nichts mehr zu tun. Und da liegt dann auch die Erklärung warum ich so lange dachte, ich mag kein Pils. Im Zeitalter der Craft Bieres kommen nun plötzlich wieder Pilsner auf den Markt, die Charaktervoll schmecken und ihrem Stil gerecht werden. Dazu kommt dann dann noch die Tatsache, dass man auch hier eine Spielwiese hat um mit neuen hopfen Sorten zu experimentieren und mit diesen auch zu stopfen.
Meine eigene Bier Trinker „Historie“ fängt ja irgendwann Mitte der 80er an. Damals hat man ja ehr regionale Biere getrunken und da waren gerade wo ich aufgewachsen bin, die Pilsner einfach nur Bitter und schlecht gemacht. Allerdings gab es auch damals sehr gute Varianten, nur der Zugang war nicht wirklich gegeben und Onlinehandel gab es ja noch nicht…Eines aus meiner Region gab es aber dann doch: das Rothaus Pils. Doppelt so teuer als jedes andere Bier aber um Welten Besser.  Auch war es die Zeit als die Fernsehbiere  anfingen sich in Deutschland breit zu machen und deren Brauer  ihre Biere immer „runder lutschten“ damit sie ein möglichst grosser Teil der Bevölkerung trinkt (auch Rothaus hat ihr Bier verändert und den herausragenden Charaktervollen Geschmack der Expansion und dem Profit geopfert). In der Mitte der 90er blieb einem dann die Wahl zwischen Pilsnern, die entweder nur Bitter waren oder eben Charakterlose Fernsehbiere. Durch diese Entwicklung wurde ich unterbewusst vom Genusstrinker zum Wirkungstrinker in Sachen Bier und habe mich Ende der 90er bis weit in die erste Dekade des neuen Jahrtausends beim Genusstrinken auf diverse andere  Alkoholische Getränke fokussiert, da mir Bier zu langweilig geworden war. Oder anders ausgedrückt: ich dachte Bier sei langweilig. Die stattgefundene Veränderung war mir damals noch nicht bewusst. Ich dachte ich "hätts gesehen...". Und das, Obwohl ich eigentlich schon immer ein Bier Geek war. Habe z.B. schon Ende der 80er erste Exkursionen nach Belgien usw. unternommen.
Ende des ersten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert bin dann erstmalig via USA auf "Craft Bier" gestossen. Es war eine Offenbarung! Zu der Zeit war das Bier der Stunde in der US Craftbeer Szene das extrem gehopfte IPA.   Ab dem Zeitpunkt hab ich mich dann wieder auf Bier als Objekt des Genusstrinkens fokussiert. Craft Bier fing damals in Zentraleuropa erst an und ich fand es bedauerlich hier nicht den Zugang zu all diesen geilen Ales zu haben. Ich war immer noch davon überzeugt ich mag kein Pilsener (hatte ja auch über 20 Jahre keine wirklich gutes mehr…).
Heute sind die Biere der Stunde in USA mittlerweile (Imperial) Pilsner die extrem hopfengestopft werden (neben den Sour/Brett Bieren, welches momentan ein anderer grosser Trend ist). In Deutschland hingegen haben sich die neu aufkommenden Craft Brauer erstmal auf das Ale Thema gestürzt. So langsam wird aber das kaltgehopfte Pilsner auch hier relevant (auch wenn USA schon wieder weit voraus ist). Und damit komm ich auf den Punkt: Deutschland ist das traditionelles Pilsner/Lager Land. Genau an den Styles sollten die Craftbrauer hier zu Lande arbeiten, denn Weltklasse IPA gibt es mittlerweile reichlich. Ich denke es gibt riesen potential Pilsner und andere Lager Styles dahin zu entwickeln, wo die Amerikaner die Ales hin entwickelt haben.  Deutschland als  traditionelles „Lager Land“, ist halt nur irgendwie stehen geblieben bzw. hat sich falsch entwickelt. Ich bin jedenfalls gespannt was da noch kommt und freu mich auf die Zukunft. Am geilsten finde ich, Pilsner wieder entdeckt zu haben!
In diesem Sinne

Eurer hophead

Sunday, October 16, 2016

Im Mutterland des Craftbeer

Ich gehe seit einigen Jahren regelmässig in die USA. So ca. zwei bis dreimal pro Jahr. In aller Regel halte ich mich in New England, primär in der Region Boston auf. Das ist natürlich das Paradies für einen Bier Liebhaber. Schliesslich sind die USA die Wiege der Craftbeer Revolution. Da sie ja schon weit über 30 Jahre an dem Thema dran sind, sind sie auch allen anderen Regionen der Erde mächtig voraus.  Vor kurzem hatte ich wieder Gelegenheit nach Boston zu reisen. Mein letzter Trip war bereits im Dezember 2015. In der Zwischenzeit, während des letzten Frühjahrs und Sommers,  kam ich allerdings zu dem Schluss, das Zentraleuropa gut Aufgeholt hat, nachdem doch das Thema bei uns auch immer populärer wird. Allerdings muss ich das doch in gewisser Weise wieder revidieren. Klar, bei uns wurden in den letzten 2 Jahren explosionsartige Fortschritte gemacht, aber die Amerikaner haben sich ebenfalls weiter entwickelt. Sowohl innerhalb der „existierenden“ Bier Stile als auch bezüglich neuer. Neben der Hopfenvielfalt (jedes Jahr werden ca. 20 neue Sorten gezüchtet) entwickelt sich auch im Bereich der Hefen immer neues. Die verwendete Hefe hat enormen Einfluss auf den Geschmack eines Bieres. Bis etwa in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts hat sich Bier Hefe (ungewollt) immer weiter entwickelt (natürliche Evolution). Seit der Industrialisierung und der sehr hygienischen Arbeitsweise der Brauer ist da in den grossen Sudhäusern ab den 50ern/60ern nicht mehr viel passiert. Dazu kam dann noch der weltweite Siegeszug des Lager Bieres, dessen Vergärung auf der untergärigen Hefe Saccharomyces Carlsbergensis beruht (im Obergärigen Bereich war die Hefe Vielfalt immer schon höher). Mittlerweile wird aber sehr bewusst in Laboren gezüchtet um Hefen zu entwickeln, die bei der Vergärung neue Geschmacksprofil generieren. Allerdings steht das alles noch am Anfang, aber da wird noch was Spannendes auf uns zu kommen.
Daneben sehe ich in USA momentan zwei  klare Trends/Hypes im Bereich Bier Stile. Der eine geht um Sour  bzw. Brett Biere und der Andere um Hopfengestopfte untergärige Biere (dry hopped Lager) allen voran Kaltgehopfte Pilsner. Ersteres ist nicht so mein Thema (auch wenn ich da gerne mal probiere, aber mehr als „interessant“ kommt da für mich meistens nicht raus). Die Lager allerdings mag ich sehr. Ist momentan mein „Style“ der Stunde (werden auch gerne mal IPL= India Pale Lager genannt). Auch die gibt es als „Imperial“ Versionen (also stärker alkoholisiert.) Was ich also absolut geil finde sind dry-hopped Imperial Pilsner. Aus diesem Grund habe ich mich auf dieser Reise ein wenig auf kalt gehopfte Lager fokussiert (ok, hab auch anderes probiert). Und da waren echt super Sachen drunter aber das absolut Beste war Jack Abbey’s Excess IPL. 7.2% Abv. und 80 Ibu’s. Das zeug war der Hammer und ich sag mal, das Beste IPL das ich bisher hatte. Schöne grasige aber auch fruchtige Noten wie es ein IPA haben könnte, aber Schlank und trocken wie ein Pilsner. Aus der Brauerei kommt insgesamt super Zeug, leider aber in Europa nicht zu bekommen. Bin aber inspiriert durch die Erfahrungen aus USA jetzt vermehrt bei uns auf der Suche nach hopfengestopften Lager Bieren.  Werde da zu gegebenem Anlass mal meine Erfahrungen hier teilen.
Wo sie uns auch um Längen voraus sind, ist in der Gastronomie. Mittlerweile hat ein ordentliches Restaurant schon 10-20 verschiedene Biere auf der Karte. Bei normalen Bars und Pubs sind es dann schnell mal 50 und mehr. Auf Bier spezialisierte Läden bieten bereits hunderte verschiedene Biere an und davon gibt’s bereits etliche. Es gibt dabei Bars die absolut Wert auf extrem hohe Qualität der angebotenen Biere legen und dafür nicht so viel in der Masse haben. Andere wiederum, legen mehr Wert auf Volumen und haben wahnsinnig viel der Karte. Teilweise sind das solche Mengen, das dir der Kellner ein iPad in die Hand drückt anstatt einer Karte. Dort kann man dann nach verschiedensten Kriterien Suchen. paradiesische Zustände!
Last but not least, auch in den Liqour Stores wird das Angebot immer grösser und vielfältiger. Da träume ich von, bei uns beim Getränke Händler um die Ecke so viel Craftbeer zu bekommen. Da ja aber früher oder später irgendwie jeder US Trend auch bei uns Fuss fasst, bin ich positiv das wir diese Zustände auch irgendwann erreichen…
In diesem Sinne

Eurer Hophead

Sunday, September 11, 2016

Da geht was aufm deutschen Craft Bier Markt!

Irgendwie hat sich was im letzten und noch mehr in diesem Jahr stark verändert. Die Menge an in Deutschland verfügbaren Craft Bieren ist exponentiell angestiegen. Vor 2 Jahren war der deutsche Markt noch überschaubar und es gab ne Handvoll gutgemachter kreativ Biere von „jungen wilden“ Brauern (und auch alteingesessenen Traditionsbrauern). Ich konnte dort noch behaupten ich kenne so ziemlich alle erwähnenswerten deutschen Biere aus dem Metier. Und der richtig geile scheiss kam sowieso aus USA oder Skandinavien und war eigentlich nur bei einer Handvoll online Händlern zu bekommen.  Ok, der innovative, geile scheiss kommt immer noch aus USA und Skandinavien. Deutschland hat aber mächtig aufgeholt und der Zugang zu aussergewöhnlichen kreativ Bieren is wesentlich besser geworden. Es gibt viele neue Bierversender mit grosser Auswahl, in der Gastronomie ist Craft Bier sowieso angekommen und selbst im Einzelhandel wächst das Angebot. Sogar  grosse Amerikaner wie Stone und Brooklyn Brewery sind zu haben und paradoxerweise z.T. billiger als in USA! Ich denke wir werden jetzt eine neue Phase erleben. Die Konkurrenz wird grösser, der Druck steigt. D.h. es wird die nächste Zeit eine Konsolidierung des Marktes stattfinden. Das „Kuscheln“ und das „wir ham uns alle lieb“ gehabe in der Szene wird zurückgehen weil jeder seinen Kram verkaufen will. Auch die Grossen in Deutschland (Braukonzerne) haben längst den Braten gerochen und gesehen, da kann man Prestige und vor allem Geld mit verdienen.

Für uns als Konsument kann das ja nur gut sein. Ok, es gibt auch Spinner die das ganze ehr religiös sehen und schon prognostizieren das das der Anfang vom Ende des guten Bieres ist. Das glaube ich nicht. Jetzt geht’s erst richtig los. Mir is eigentlich Wurst wers macht, Hauptsache es schmeckt gut. Und mittlerweile tummeln sich ja Heerscharen von Brauern die viel zu viel Geld für viel zu banale Biere nehmen. Stone und Brooklyn zeigen uns,  das man Weltklasse Biere in Deutschland für unter 2 Euro die Flasche (Dose) verkaufen kann und auch noch Geld verdient! Da müssen die deutschen Craft Brauer erstmal hin. Von den alten bekannten sind ja Crew Republic oder Hopfenstopfer in der Preis Region. Camba Bavaria is auch nicht weit davon entfernt. Aber es gibt andere, die bewegen sich in der 2.5-3 Euro Liga aber können mit den hier zuvor genannten Bieren nicht mal annähernd  mithalten. Aber selbst wenn sie es können ist fraglich wie gut sie sich dann noch verkaufen werden. Ich habe die Tage in einem Supermarkt zwei von mir sehr geschätzte Biere nebeneinander im Regal stehen sehn: Stone IPA und das Backbone Splitter. Ersteres für 1.99 Euro, das zweite Für 2.59 Euro. D.h. das eine is 30% teurer al das anderen. Beide sind super, das steht ausser Frage, aber was wird der Konsument bei gleicher Qualität ehr nehmen? Wohl  das günstigere (ich gehe jetzt mal nur von Kunden aus, die diese Biere primär des Geschmacks wegen kaufen und nicht aus Marketing Gründen, obwohl es die sicher auch gibt). Lange Rede, kurzer Sinn: Ich gehe mal davon aus, das jetzt ein gewisser Druck am Markt entsteht der für ein natürliches ausleseverfahren sorgen wird und einige genauso schnell von der Bildfläche verschwinden werden wie sie aufgetaucht sind. Andere werden weiter wachsen aber unterm Strich werden die überleben, die entweder gutes Marketing haben, Preiswert sind oder eben ein spitzen Produkt haben. Ich freu mich auf die Zukunft!
In diesem Sinne


Euer hophead 

Wednesday, September 7, 2016

Das Craft Beer Festival in deiner Stadt

Im Zeitalter der weltweiten Bierrevolution gehört es mittlerweile zum guten Ton, das in jeder mitteleuropäischen Grossstadt ein eigenes Craft Beer Festival stattfindet. In Metros gibt es mittlerweile durchaus auch schon mehrere Veranstaltungen  und diese werden auch z.T. schon nach Sparten getrennt. In mittleren Grossstädten (+/- 200 000) geht der Trend zu Festivals mit primärem Fokus auf regionale Craft Brauer. Ich habe in den letzten Jahren ein paar besucht und die waren auch alle nett (also besser als Industrie Plörre auf nem Oktoberfest zu saufen), allerdings hat mich keins vom Sitz gerissen oder besser gesagt, ich bin nicht auf richtig grossartige Biere gestossen. Neulich war ich aber auf dem Craftival in Freiburg und da war es anders! Konzept war wie immer, mit dem Eintritt erwirbt man ein Verkostungsglas und an den einzelnen Ständen konnte man dann entscheiden ob man 0.1 l für 1 Euro oder 0.3 l für 3 Euro haben wollte. Als erstes hab ich dann mal einen Rundgang gemacht um zu checken, welche Brauer so da waren, um mir dann ne Strategie zu Recht zu legen. Das Problem bei solchen Veranstaltungen ist, dass so viele verschieden Biere angeboten werden. Wenn man die alle probieren würde, wäre man irgendwann so strack, das nix mehr geht (ok, man is so oder so irgendwann strack, wenn man zu solchen Veranstaltungen geht). Also muss man vorher überlegen, was will ich bzw. was will ich nicht. Ich persönlich mache ehr einen Bogen um die typischen deutschen (Lager) Braustile. Die kann man ja jederzeit und überall haben. Ausserdem sehe ich nicht ein, warum ich den dreifachen Preis für ein Pilsner eines regionalen Craft Brauers zahlen soll, wenn ich für  ein gleichwertiges Bier bei einem mittelständischen deutschen Traditionsbrauer bekommen kann. Der andere Punkt ist, wenn man sich mit profanem Lager Pisse zu säuft, könnte man die wirklichen Perlen verpassen, weil nix mehr rein passt.

Nachdem ich mir also ein Bild gemacht hatte, fiel meine erste Wahl auf die Familienbrauerei Bauhöfer. Typische deutsche regionale Traditionsbrauerei mit deutschen Lagerstilen, aber Handwerklich grossartig gemacht. Im Prinzip ein Craft Brauer, allerdings zu marktüblichen Preisen (ca. 80 Cent der halbe Liter) und eben fokussiert auf die üblichen Verdächtigen (Pils, Export, Zwickel, Saisonale Böcke und Weizen, welches allerdings zugekauft wird). Also nix mit 3 Euro für ne Flasche Lager. Ich kenne die Brauerei bereits einige Jahre und finde Ihr Pilsner ist der Ideale vertretener der BJCP Kategorie „German Style Pilsener“. Dachte also, das wäre der ideale Gaumenöffner bevor man zu stark gehopften Ales übergeht. Leider hatten Sie es gar nicht dabei aber was dann kam, entschädigte entsprechend: „Schwarzwaldmarie“, ein hopfengestopftes Lager das jetzt im September auf den Markt gekommen ist. Sau gut! Vor allem da der Laden-Endpreis bei ca. 1 Euro liegt (und wieder der Verweis auf die modernen Craftbrauer, die mindestens 3 Euro verlangen würden). Das war also eine Offenbarung und dazu kam dann noch, das die ganzen „Bauhöfer’s“ die da waren echt ne geile Truppe sind und das austauschen wirklich spass gemacht hat. Nach der Schwarzwaldmarie gabs dann noch den ersten Eisbock, ebenfalls aussergewöhnlich, dazu aber später mehr…

…Ich zog dann weiter und hatte noch das ein oder andere nette Bierchen, die jetzt aber nicht sonderlich erwähnenswert waren bis ich zu „Emma, Biere ohne Bart“ und Ihrem „Kuckucks Rot“. Der Name (Biere ohne Bart) beruht auf der Tatsache, dass es sich um eine Brauerin handelt. Im Gespräch liess sie verlauten, dass sie eigentlich nie wirklich Bier trank. 2012 aber in USA durch kaltgehopfte Ales inspiriert wurde, selber Bier zu machen, weil es sowas geiles in Deutschland nicht wirklich gab. Also begann sie mit Kochtopf und Eimer zu Hause zu brauen und „Kuckucks Rot“ hat sie als „Gipsy Brewer“ bei Rogg in Lenzkirch im Schwarzwald in einer 2500 Liter Auflage gemacht. Es ist eine Hopfengestopftes Amber/Red Ale. Geiler Scheiss. Sehr rund, hohe drinkability, usw. Denke, da wird man noch von hören.

Danach gabs dann mal ein Wasser und ein Brisket Burger (auch geil). Nach der Neutralisation der Geschmacksknospen gings zum Decker Stand (eigentlich auch der Organisator von „Craftival"). Die Decker Garage in Freiburg ist jetzt kein Kraftbrauer im eigentlichen Sinne, sondern mehr ein „Abfüller und Vermarkter“. D.h., sie Sammeln Biere von kleinen regionalen „Home“ Brauern ein, füllen diese ab und verkaufen sie und dem „Decker“ Label. Ist eigentlich nix dabei was man haben muss (bzw. in aller Regel einfach überteuert). Das Aushängeschild von Decker ist das Decker ØL, ein hopfengestopftes Lager Bier. Meiner Meinung nach in der Flaschenabfüllung völlig überkarbonisiert und mit 3 Euro die Flasche viel zu Teuer. Wenn man das mit der bereits oben erwähnten „Schwarzwaldmarie“ der Brauerei Bauhöfer vergleicht verdeutlicht es die Problematik die sich im Moment im europäischen Craft Bier Markt breit macht: beiden liegt im Prinzip der gleiche Stil zu Grunde, allerdings ist das Bauhöfer nicht nur um Welten besser, es kostet auch nur ein Drittel als das von Decker. Decker verkörpert ehr diese Marketing Geschichte die mittlerweile auch Teil der Craft Brau Szene ist: Coole, Tätowierte, vollbärtige Männer und Stories rund ums Bier…Das hat Bauhöfer nicht, aber die verstehen ihr Handwerk…habe dann noch der Vollständigkeit halber das Decker ØL vom Fass verkostet, war sicher besser als das was ich mal vor Monaten aus der Flasche hatte aber wenn man es nicht probiert, hat man auch nix verpasst.

Danach gings dann zum Freiburger Braukollektiv. Vier Bier Geeks, die vor ein paar Jahren als Heimbrauer angefangen haben und dann auch als Gypsy Brauer bei Rogg in Lenzkirch gelandet sind. Ihr Erstlingswerk, das Dolly ist ein IPA im Westcoast style und meiner Meinung nach eines der Besten in Deutschland gemachten IPA’s. Mittlerweile ist das Portfolio recht umfassend. Horst, ein hopfengestopftes Brown Ale (auch sehr gut), Moe, ein Summer Ale sowie die Ziggy Serie (Pale Ale). Da wird beim gleichen Grund Sud jedes Mal anders gehopft. Zwei Versionen sind bereits erschienen (beide super). Bin gespannt was da noch kommt. Und ganz neu: „Ferien Lager“. Das erste Lager des Braukollektivs. Sicher auch gut gemacht aber auch hier wieder: würd ich jetzt nicht 2.59 Euro im Laden für bezahlen, das kann man günstiger vom deutschen Traditionsbrauer aus der Region haben. Im Gespräch wurde dann auch klar, dass das Bier mittlerweile so gut läuft, das sie durchaus Interesse an einer Braustätte hätten, die grössere Kapazitäten per Sud machen kann. Ich glaube, vom Braukollektiv werden wir ebenfalls noch einiges geboten bekommen. (Achja, auch noch erwähnenswert: ganz Sympathische Jungs. Craft Brauer ohne diesen Tattoo- Piersing- Vollbart scheiss).

Zum Abschluss gings dann wieder zum Bauhöfer Stand. Die hatten Meiner Meinung nach das Highlight des Events geliefert: einen Eisbock. Als Grundlage dient ein Hopfengestopftes, untergäriges Bockbier dem später durch einfrieren Wasser entzogen wird und somit ein Eisbock draus wird. Der Stoff hat in der 2015er Version am World Beer Award Gold in der Kategorie „Strong Lager“ erhalten und trägt somit den Titel „World’s best strong lager“. Das Zeug is aber auch echt der Hammer (ok, kostet auch fast 30 Euro die 0.75l Flasche, is aber auch echt krass gut!) Sie hatten es auch noch als Whisky Barrel Edition da, gereift im Whisky Fass. Das ist mir persönlich dann aber to much. Es fand sich dann eine lustige Runde an dem Stand ein, u.a. diverse Brauer und weitere Bier Geeks. Wir haben uns dann alle zusammen noch weiter durchs Portfolio von Bauhöfer gesoffen und Fachgesimpelt (sofern das noch möglich war, mittleiweile hatten alle schon mächtig einen im Kahn). Auch der Whisky den Bauhöfer macht floss gut (auch nicht schlecht) und so klang der Event gut langsam aus.

Auf dem Craftival kam ich dann final zu der Erkenntnis, das sich mittlerweile was getan hat! Vor ein paar Jahren war das Angebot von aussergewöhnlichen Kreativ Bieren in Deutschland noch recht überschaubar, aber wenn man jetzt sieht was allein regional schon am Start ist, ist die Revolution auch endlich in Zentral Europa angekommen. Da freu ich mich auf die nächsten Jahre und was so passieren wird.
In diesem Sinne


Euer hophead

Thursday, May 12, 2016

Der Craft Bier Brauer von nebenan

Neulich war ich an der Eröffnung der Birreria der Braubude Basel, in der Oetlingerstrasse 84, im Herzen von (Klein)Basel. Hinter dem ganzen steckt ein 2010 gegründeter Verein, der derzeit auf drei  50 Liter Speidel Braumeistern einen Jahresausstoss von 85 hl braut. Die Birreria ist in einer ehemaligen Bäckerei im Stadtteil Matthäus untergebracht, die Brauerei befindet sich im Keller des selbigen Gebäudes. Erstmalig wird hier das Bier auch in Keg’s ausgeschenkt, bisher was es nur als Flaschen Bier erhältlich. Der Laden selber ist ganz nett und läd zum Verweilen ein, das einzige WC war aber etwas überlastet…
Die Biere selbst sind recht „mainstreamig“ , also gut geeignet eine breite Masse anzusprechen. Das sei auch das Ziel, bestätigte mir auf Nachfrage einer der Brauer. Mir wurde aber auch versichert, sie würden immer wieder Sondersude machen, die dann schon etwas „abgefahrener“ seien (was zu beweisen wäre, ich bleib dran!)
Die Biere sind nach Farben benannt. Ist ja so ein tick in der Craft Beer Szene seinen Bieren irgendwelche fancy Namen zu geben (…ok, ob Farben jetzt besonders fancy sind lass ich mal dahingestellt…). Das ist mir ja eigentlich auch Wurst, aber speziell im deutschsprachigen Raum verzichtet man zusätzlich auch vermehrt drauf den Bier Stil auf der Flasche zu vermerken. Mir als Liebhaber der Einteilung von Bieren in Braustiele kommt das natürlich nicht entgegen.  Es hilft mir sehr, eine Entscheidung zu treffen, welches Bier ich Bestelle und welches nicht, wenn ich auf der Flasche lesen kann was drin ist (z.B. würd ichv mir ein Pale Ale mit 24 IBU’s schenken (BBB Grün), solange ich stärker gehopfte Alternatives habe).  
An dem Abend hatte ich nun Gelegenheit vier BBB Biere zu verkosten. Drei Pale Ales (Grün, Rot und Blau), sowie ein Black Ale namens „Schwarzes“ . Die Pale Ales, denk ich, sind alle gleicher Machart und unterscheiden sich nur durch Schüttung und Hopfenmenge. Das einzige von den dreien das noch irgendwie was hermacht ist das Blaue, da man dort wenigstens eine Hopfung wahrnimmt. Das Black Ale (Schwarze)kann man trinken, aber eine etwas stärkere Hopfung würde auch hier nicht schaden (überflüssig zu erwähnen das keines der vier hopfengestopft ist).
Sehr gefallen hat mir das Gesamt Konzept,  das neben dem eigenen Bier noch andere sehr gute Regionale Getränke im Ausschank sind. Weine aus dem Weingut Zierreisen aus Efringen-Kirchen, Vin des Mousseux von Mauler aus Motiers, sowie alkoholfreie Getränke wie Pepita aus Eptingen und Lola Cola aus dem Schwarzwald. Alle samt sicher exzellente Vertreter ihres Fachs. Dadurch kann der Passionierte Biertrinker auch in Begleitung von nicht Biertrinkern hingehen ohne dass diese auch grossartige Gesöffe verzichten müssen
Fazit: auch wenn die Biere für mich jetzt etwas Langweilig waren, so glaube ich doch das der Laden brummen wird (hat jeden Donnerstag und Freitag von 17:00-23:00 Uhr geöffnet) und sich bald viele Stammgäste vor allem aus der Nachbarschaft einfinden werden. Auch ich werde mich sicher das ein oder andere mal dort verirren. Erstens ist es nicht sonderlich weit von mir zuhause und zweitens gebe ich die Hoffnung nicht auf vielleicht doch noch irgendwann auf eine fruchtige Hopfenbombe zu treffen ;-)
In diesem Sinne

Euer Hophead